"Seite-1-Aufmacher: Testen Sie die Schlossarkaden!"
Leserbrief von Susanne Neugebauer  -  23.04.2007  (an die Braunschweiger Zeitung)

Sehr geehrter Herr Jonscher,

Ihr Artikel
kommt nicht auf den Punkt und ist unehrlich.
Vielmehr hätte der Seite-1-Aufmacher lauten müssen:

"Kaufen Sie in den Schlossarkaden ein!"
... und bewerten sie anschließend Ihre Shopping-Tour positiv.

Ihr Artikel ist ein Schlag ins Gesicht für alle Innenstadtkaufleute, die
KEINE Filiale in den Schlossarkaden betreiben.

Nie kämen Sie auf die Idee etwa einen ähnlichen PR-Artikel mit der Überschrift

 "Testen Sie das Magni-Viertel"

oder

"Testen Sie die Burgpassage"

zu verfassen und als Aufmacher auf Seite eins zu veröffentlichen. Mit Recht
würde jeder anständige Journalist auf seine Unabhängigkeit pochen und das
Verfassen derartiger Hurra-Artikel den billigsten PR-Blättchen überlassen.

Sind an diesem Tag wirklich keine wichtigeren Dinge passiert, die es
verdient hätten, den priviligierten Platz auf Seite eins zu erhalten?

Auch die Doppelseite im Innenteil Ihrer Samstag-Ausgabe, die sich mit Ihrem
Schloss-Test befasst, ist so unverschämt werbend, dass die
Kennzeichnung "Anzeige" eigentlich zwingend erforderlich wäre. Werden Sie
die Ergebnisse Ihrer Umfrage auch mit Aufmacher auf Seite 1
veröffentlichen? ("98 % der Besucher sind mit Schlossarkaden sehr zufrieden!")

Sie machen sich und die Braunschweiger Zeitung zum Handlanger und
Zuarbeiter für die Betreiber des ECE-Centers, indem Sie Kundenwünsche und
Meinungen an das ECE-Management herantragen, die sonst nur in teuren,
aufwändigen Interviews hätten erfragt werden können.

Der deutsche Presserat wird hierüber von mir Kenntnis gesetzt werden.

Ich kann nur hoffen, dass große Anzeigenkunden wie Karstadt oder Galeria
Kaufhof aus dieser völligen Entgleisung des unabhängigen,
überparteilichen Journalismus ihre Konsequenzen ziehen und Ihre Zeitung
nicht mehr als Werbeträger nutzen.

Uns als Inhaber eines kleinen Ladens im Magniviertel bleibt nur,
resignierend unser Zeitungsabonnement mit sofortiger Wirkung zu kündigen.
Wir bieten unseren Gästen in unserem Coffeeshop nämlich generell keine
Werbeprospekte zum Lesen an und wollen das auch in Zukunft so handhaben.

Susanne Neugebauer



http://www.schlosspark-braunschweig.de